Das Rattan-Projekt – Produzieren ohne zu zerstören
Rattan oder Peddigrohr – so bezeichnet man das Produkt aus dem Stamm von Rotang-Palmen
In den ländlichen Gebieten Südostasiens bestreiten die Menschen fast die Hälfte ihrer Einkünfte durch die Bewirtschaftung von Rattan. Die steigende globale Nachfrage nach dem Naturprodukt Rattan hat in den vergangenen Jahren ernsthafte Schäden am Ökosystem des Regenwaldes hinterlassen. Die übermäßige Ernte gefährdet zunehmend das ökologische Gleichgewicht zwischen den Rotang-Palmen und den von ihnen bewachsenen Bäumen im Regenwald, was wiederrum zu einem Rückgang der Rattan-Bestände führt. Um das wirtschaftliche Einkommen der Bevölkerung zu erhalten wird Regenwald abgeholzt, damit neue Plantagen für Rattan oder Kautschuk entstehen können.
Vor diesem Hintergrund startete im Jahr 2009 der World Wide Fund For Nature (WWF) im indonesischen Mekong-Delta, auf einer Fläche fast halb so groß wie Österreich, ein Projekt mit dem Ziel die Ernte sowie die Verarbeitung von Rattan in Zukunft nach ökologischen und nachhaltigen Grundsätzen durchzuführen, also ohne dem Regenwald zu schaden.
Die Umsetzung konkreter Maßnahmen umfasst dabei Schulungen für Erntehelfer, Händler und Verarbeitungsbetriebe sowie die Verteilung von Informationsbroschüren oder das Zeigen von Lehrfilmen. Dadurch soll der Bevölkerung das Wissen über den ökologischen Umgang mit Rattan vermittelt werden. Im Bereich der Rattan-Verarbeitung gibt es schon deshalb ein großes Einsparpotential, weil bis zu 50 Prozent des Rattan-Rohmaterials als Abfall verloren gehen. Durch ökologische Bewirtschaftung und den Verzicht auf großflächige Plantagen wird der Regenwald selbst geschützt und die Einkommensquelle der dort lebenden Menschen bleibt erhalten.
Das WWF-Projekt im Mekong-Delta ist für mehrere Jahre geplant und wird zirka 24 Millionen Euro kosten. Ein Großteil der Summe wird von der EU beigesteuert, der schwedische Möbelkonzern IKEA und die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) lassen zusammen rund eine Million Euro in das Projekt fließen. Finanziell begleitet wird das Projekt außerdem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Autor: Nils Wohlfarth
Quellen: WWF, waldportal.org, Die Presse vom 11.12.2008