Bambus: Wissenswertes aus 1000 Jahren Bambusnutzung
Aus Bambusrohren kann man Häuser, Brücken, Möbel, ja sogar Fahrradrahmen bauen
Bambus ist ein Gewächs der Tropen und Subtropen, das zur Familie der Süßgräser zählt. Die größten Vorkommen gibt es in Indien und China. Von den weltweit rund 1400 existierenden Arten sind rund 40 Arten wirtschaftlich nutzbar. Der Bambus durchdringt den Boden mit seinem Wurzelwerk, das man Rhizom nennt. Je nach Art erstreckt sich die Wachstumszeit über die verschiedenen Monate des Jahres, es gibt sogar winterharte Spezies, die bis knapp an die Schneegrenze auf 4700 Meter Höhe wachsen. Bambus wächst so schnell, dass man es kaum glauben mag: bis zu 22 Meter im Monat kann er in die Höhe schießen (Bambusa Tulda), dabei wird er bis zu einem halben Meter dick (Dendrocalmus giganteus). Bambus benötigt wenig Wasser, absorbiert Kohlendioxid, schützt vor Bodenerosion und kann Stürmen standhalten.
Bambus ist für viele Menschen eine Lebensgrundlage. In manchen Gegenden der Welt werden Häuser, Brücken, Zäune und Gerüste aus Bambus errichtet, sogar Waffen lassen sich aus den messerscharfen Bambusspitzen fertigen: Blasrohre und Pfeilspitzen ebenso wie Speere und Palisaden. Für Asiaten zählen die Kieselsäure-haltigen Bambussprossen zu den Grundnahrungsmitteln. Kieselsäure ist für das Wachstum von Haut, Knochen und Haaren wichtig. Bambussprossen werden auch zur Behandlung der Depression in der traditionellen Medizin eingesetzt.
Wohlhabende Menschen leisten sich lieber Häuser aus Stein, weshalb Bambus in einigen Gegenden noch immer als Baustoff der Armen zählt und ein schlechtes Image hat. Manche Menschen halten die Bambuspflanzen sogar für einen Schädling, insbesondere in Regionen, in denen Kaffee, Bananen, Tabak und Kakao angebaut wird. Das ist umso bedauerlicher, da Bambus einumweltverträgliches Material ist und zu den nachwachsenden Rohstoffen zählt. Darüber hinaus ist Bambus elastisch und biegt sich bei Erschütterungen, weshalb er in Erdbebengebieten besser geeignet ist als gemauerte oder betonierte Gebäude. Von einigen wirdBambus deshalb als "Stahl der Zukunft" bezeichnet. Zwar müssen die Bambusrohre mitunter um die halbe Welt verschifft werden, um nach Europa zu gelangen, doch der Energieverbrauch für den Transport ist weit weniger intensiv als der Betrieb von Hochöfen zur Stahlherstellung.
Bambus ist zwar biologisch gesehen ein Gras, chemisch gesehen hat es aber sehr viel Ähnlichkeit mit Holz. Bei der Ernte ist darauf zu achten, dass nur reife Bambushalme geerntet werden, da Bambus durch den Prozess der Verholzung erst seine eigentliche Festigkeit erhält. Danach ist es wichtig, das Material ausreichend zu trocknen und zu behandeln, um es vor Schädlingen zu schützen. Weltweit gibt es seit einigen Jahren eine steigende Nachfrage nach Bambus-Produkten. Heutzutage werden aufwendig designte Bambus-Gehäuse für moderne Unterhaltungselektronik wie Laptops und Notebooks produziert, selbst die bekannten Apple-Produkte iPad, iPhone und iPod gibt es mittlerweile im Bambus-Design. Vergleicht man die Nachfrage nach dem Bambus-Rohstoff, also denBambusrohren, mit dem Holzmarkt, so nehmen Bambusprodukte nach wie vor einen wesentlich geringeren Anteil ein.
Autor: Nils Wohlfarth
Quellen: SWR2, pia.gov.ph